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Montag, 23. April
Seit heute hat die Forschungsstation des Instituts ein Dach über dem Kopf - sie steht in den Frankfurter Landungsbruecken und freut sich auf das Finale der Caravan Lectures am Donnerstag und Freitag. Um sie herum wurden unzählige Kabel verlegt (Cinch und XLR, VGA und Klinken, intakte und kaputte), Scheinwerfer gehängt und Mikrofone ausprobiert. Noch ist nicht alles fertig, aber das wäre ja auch übertrieben.
Sonntag, 22. April:
Letzten Freitag führte das Institut für Alltagsforschung eine Recherche in der Wiener Werkbundsiedlung durch. Ziel der Recherche war, für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit Material über den Alltag in der Siedlung liefern. Für diesen Anlass wurde ein neues Forschungstool entwickelt: 90 Minuten...
90 Minuten... ist ein Format des Instituts für Alltagsforschung zur psychogeographischen Erkundung urbaner Terrains. Es handelt sich um ein Spiel, das vom Fußballspiel seine Spieldauer (2x45 min plus 15 min Pause) übernimmt, sonst aber fast nichts mit Fußball zu tun hat. Gespielt werden kann 90 Minuten... von beliebig vielen Spielern. Vor Spielbeginn müssen sich die Spieler (evtl. mit Hilfe eines Stadtplans) über die Spielfeldgrenzen verständigen, d.h. die Grenzen des zu erforschenden Terrains abstecken. Jeder Spieler benötigt eine Stoppuhr, einen Fotoapparat, Notizblock und Stift.
Spielablauf:
Zu Beginn des Spiels versammeln sich alle Spieler an einem zentralen Ort des zu erforschenden Terrains. Mit dem Anpfiff (alle Spieler starten gleichzeitig ihre Stoppuhren) beginnen die Spieler, sich nach eigenem Rhythmus über das Terrain zu bewegen. Ob sie spontan ihre Route wählen oder vorher einstudierten Laufwegen folgen bleibt ihnen überlassen. Während der Erkundung protokolliert jeder Spieler das Geschehen um ihn herum, wenn er möchte auch seine Eindrücke und Empfindungen. Dazu vermerkt er, in welcher Spielminute sich das Beobachtete abgspielt hat (dabei werden die Minuten von 1-90 gezählt). Außerdem sollte er Fotos machen. Nach 45 Minuten kehren die Spieler wieder an den Ausgangspunkt zurück. Nach einer ca. 15 minütigen Pause wird die 2. Halbzeit angepfiffen. Nach Ende des Spiels werden die Beobachtungen aller Spieler nach der Reihenfolge im Spielverlauf sortiert , d.h. alle Beobachtungen werden zu einem einzigen „Spielbericht“ zusammengefasst und nach Lust und Laune mit Fotos ergänzt.
90 Minuten Werkbundsiedlung wurde von Isabelle Blanc, Chiara Riccardi und Lars Schmid durchgeführt. Der Spielbereicht wird demnächst im Archiv veröffentlicht.
Dienstag, 17. April
In der letzten der Caravan Lectures präsentierte Bernd Thiele, Filmemacher aus Offenbach, vor dem Offenbacher Hafen 2 über 400 Fotos aus dem Alltag der letzten 8 Jahre - eins aus jeder Woche. Lars und Jörg hielten dabei abwechselnd den Fernseher. Und weil wir insgesamt 9 Leute waren, wurden auch im "Kinderzimmer" der Forschungsstationmit einem zweiten Monitor Zuschauerpllätze geschaffen - ein klassisches Beispiel für "billige Plätze".
Freitag, der 13. April
Heute Abend sollte eigentlich die 5. Caravan Lecture stattfinden, muss aber wegen einer erkrankung leider ausfallen. Was im grunde zum Thema passt, denn heute wäre es um Freitag, der 13. gegangen und um die Glück und Unglück im Alltagsleben.
Während es zahlreiche Publikationen, Coachings und Strategien zum Glücklich-Werden gibt, hat das Unglück kaum Anhänger. Deshalb hier nun eine Liste von 10 Möglichkeiten, ein Unglück heraufzubeschwören. Denn wie es so schön heißt: "Jeder ist seines Unglücks Schmied"
1. Verzichte im Supermarkt auf Wagen und Korb und balanciere Deine Einkäufe in einer Hand.
2. Lege, wenn Du spätabends betrunken nach Hause kommst, eine Bananenschale vor die Wohnungstür. Bedenke: Je höher der Alkoholpegel, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Du die Bananenschale am nächsten Morgen vergessen hast!
3. Beschimpfe eine Gruppe von durchtrainierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund als "Scheiß Ausländer".
4. Hänger Bilder mit einer wackeligen Leiter an möglichst unzugänglichen Stellen der Wohnung auf.
5. Lasse den Herd an, wenn Du das Haus verlässt.
6. Gehe mit verbundenen Augen über eine Straße.
7. Tue alles, was Du tust, so unkonzentriert wie möglich.
8. Schreibe Deine Pin-Nummer mit edding gut lesbar auf Deine Bankkarte.
9. Iss Lebensmittel erst, nachdem das Verfallsdatum um mindestens eine Woche überschritten ist.
10. Stell Dein Fahrrad möglichst oft unabgeschlossen ab.
10. April 2012
Trotz des Vergnügungs- und Tanzverbots am Karfreitag hat das Institut für Alltagsforschung die 4. Caravan Lecture gehalten - inkl. Vergnügen und Tanz. DasThema dieser Caravan Lecture war das Vergnügen bzw. der Mangel an Vergnügen im Alltag. Ort unserer Recherche war die Führjahrs-Dippemess, ein Volksfest, das vom 31. März bis zum 22. April in Frankfurt auf dem Festplatz am Ratsweg stattfindet.
In der Caravan Lecture gab es eine 3D-Kartierung des Terrains, Büchsenwerfen, eine Audio-Tour über das Gelände (am Karfreitag war dort alles geschlossen) mit den Sounds der Dippemess im Ohr und zum Abschluss Jägermeister und einen "human Autoscooter", bei dem unsere Gäste, gut eingepackt in Luftpolsterfolie, sehr viel Spaß hatten.
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