IT IS NOT A TEST - Wiener Forschung 2012

Ort: verschiedene Orte in Wien
Zeit: Juni - September 2012

Unter dem Titel IT IS NOT A TEST forschte das Institut von Juni bis September 2012 in Wien zu Simulationen, Fakes und Images des Alltags.

Simulationen interessierten das Team des Instituts auf verschiedenen Levels: Als experimentelle Strategie, mit der das Verhalten und Funktionieren komplexer und nicht vorhersehbarer Systeme im Modellversuch erforscht wird; als Simulator wie in der Grillmeister-App, mit der man auf dem Bildschirm des iPhone grillen kann („Zum Anfachen der Glut in das Mikrophon pusten“) und als Begriff für eine Welt, in der angeblich nichts mehr real ist, sondern alles nur noch die Simulation einer anderen Simulation (ein programmatischer Text dazu im LOGBUCH).

Zu Beginn der Recherchen zogen die Institutsmitglieder im Rahmen eines Selbstversuchs für eine Woche gemeinsam in eine WG, wo das Essen nur genau so serviert wurde, wie es der Serviervorschlag auf der Packung wollte und Knödel ausschließlich mit Alpenpanorama auf dem Teller angerichtet wurden.

Unter dem Motto "mal was anderes" experimentierte das Institut mit Anweisungen für den Alltag, um das Leben aus der gewohnten Bahn zu werfen: Verwende heute im Gespräch einmal einen Slogan, den du aus der Werbung kennst! Überquere mit geschlossenen Augen eine Straße! Ruf einen Freund an und beschimpfe ihn grundlos!

Die Mission ASPERN 100 führte - inspiriert von der Marsflug-Simulation MARS 500 der ESA - für 100 Stunden in ein Mikrohaus der noch nicht existierenden Seestadt Aspern, um dort den Alltag der Zukunft zu simulieren.

Weitere Expeditionen führten in die Kinderstadt minopolis (wo der Alltagsforscher-Nachwuchs bei Billa Schaumstoffsemmeln verkaufte und sich beim AMS schon mal auf die Zukunft der Arbeit bzw. Arbeitslosigkeit vorbereiten konnte), in den Wilden Westen und auf einen Campingplatz, wo die Mitglieder des Instituts sich in Avatare ihrer selbst verwandelten, in echt die SIMS spielten und sich und ihren Alltag von BesucherInnen fernsteuern ließ.

Zum Abschluss der Recherchen absolvierte das Institut für Alltagsforschung einen Stunt-Workshop, um endlich zu lernen, wie man richtig Ohrfeigen verteilt. hinfällt oder jemanden würgt, weil das schließlich die Dinge sind, die echte und simulierte Alltage erst interessant machen.

Die Ergebnisse dieser Experimente, Selbstversuche und Expeditionen wurden im September an zwei Performance-Abenden im Wiener WUK präsentiert. In einem Bühnenbild aus Pappe, der vom melanesischen Cargo-Kult inspirierten billigen Nachahmung eines echten Bühnenbildes (inkl. Pappbeamern und völlig analogem Powerpoint) berichtete das Institut von seiner Arbeit und seinem Alltag, zeigte Einträge aus Videotagebüchern, Videos aus Kühlschränken und eine Auswahl des fantastischen und obskuren Materials, das sich auf den vorangehenden Forschungsexpeditionen angesammelt hat, darunter die vermutlich weltweit einmalige analoge Dropbox und Prototypen der most anticipated future innovations. Außerdem hat die Bühne gebrannt.

Viva la Simulacion!