Anlass für diesen Selbstversuch war eine Beschreibung des Alltags der Zukunft, wie er auf der Homepage der Seestadt zu finden ist. Dort heißt es:
"aspern wird ein Ort, an dem sich die Menschen wohlfühlen und jeder seine individuellen Ansprüche verwirklichen kann – ein Businessmeeting in Bratislava am Morgen, abends ein Theaterbesuch mit Freunden in der Wiener Innenstadt und dazwischen eine Laufrunde am Seepark zum Entspannen."
10:22h: Gut, wir sind natürlich zu spät dran, aber mittlerweile auf der Autobahn. Getankt haben wir vorher natürlich nicht, denn Benzin ist in Bratislava deutlich günstiger als in Wien.
10:39h: Gerade passieren wir auf der A4 Bruck-Ost. Bis nach Bratislava sind es offiziell noch 44 Km.
10:48h: Kaum sind wir haben die Skulpturen-Landschaft der Windräder durchfahren, können wir am Horizont unser Ziel schon klar erkennen.
10:52h: Grenzüberfahrt.
11:41: Wir haben ein Café für unser Business-Meeting gefunden. Die Tagesordnung ist allerdings noch unklar.
12:07: Business-Meetings in der Zukunft sind manchmal genauso zäh wie die in der Gegenwart.
12:28: Unser Business-Meeting hat sich auf eine Parkbank verlagert (aus Budgetgründen). Straßenbahnen fahren vorüber, ein junger Mann mit einer gelben Sonnenbrille sitzt auf der Bank gegenüber. Erstaunlicherweise darf immer noch auf der Straße geraucht werden.
12:47: Unser Business-Meeting neigt sich langsam dem Ende zu. Nicht alle Probleme sind gelöst, aber warum sollten sie auch?
13:12: Das Meeting zieht sich doch in die Länge. Ideen werden in die Welt gesetzt und wieder verworfen. Neue Ideen tauchen auf und werden für gut befunden. Währenddessen fährt eine Straßenbahn vorbei, die laute Ansagen (leider für uns unverständlich) an die Umgebung macht. Der Hund des Instituts für Alltagsforschung liegt im Blumenbeet und schläft.
13:20: Jetzt ist das Meeting tatsächlich beendet und damit der erste Punkt auf unserem Tagesplan abgehakt. Wir verabschieden uns aus Bratislava und melden uns demnächst aus Aspern oder von unterwegs wieder.
15:11: Wir sind zurück in Aspern, nachdem wir uns Sonnencreme besorgt und uns für das Mensch-ärger-dich-nicht-Turnier am Sonntag in Aspern angemeldet haben. Wir hängen unserem Zeitplan ein wenig hinterher und müssen uns ranhalten. Auch wenn uns im Grunde natürlich klar war, dass der Alltag der Zukunft kein Zuckerschlecken sein würde.
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15:30: Wir haben uns in unser Sport-Dress geworfen und sind bereit für die 2. Aufgabe: Joggen in Aspern. Der Liveticker meldet sich wieder, wenn wir zurückkommen. Falls wir zurückkommen.
16:25: Wir sind von unserer Laufrunde um den See zurück. Die Zukunft verlangt einem ganz schön was ab. Aber wir haben auch den 2. Punkt auf der Agenda dieses Tages überstanden. Die größte Herausforderung wartet allerdings noch...
16:47: Wir sind immer noch dabei, uns von der Runde um den See zu erholen. In der wirklichen Zukunft wäre jetzt wahrscheinlich Zeit für ein Drink am See. So begnügen wir uns damit, Bagger- und Lastwagenfahrern bei der Arbeit zuzusehen.
17:05: Langsam füllt sich das Containerdorf rund um die Forschungsstation mit Leben. Wir werden langsam wieder aufbrechen, um uns durch den Nachmittagsstau zurück in die "richtige" Stadt zu bewegen und uns für das Theater fein zu machen. Wir hoffen, dass das Theater der Zukunft nicht so langweilt wie das der Gegenwart.
17:25h: Das Theaterprogramm scheint es nicht gut mit uns zu meinen. Wir müssen uns entscheiden zwischen Opening Night im Volkstheater - Dauer 2,5 Stunden. Oder eine 3 stündige Aufführug im Akademietheater: Väter.
18:02h: Die Würfel sind gefallen. Wir sehen Opening Night.
18:38: Nach einem kurzen Abstecher in die Gegenwart unserer Wohnungen jetzt schnell anziehen und dann ab ins Theater. Dieser Tag lässt einem keine Ruhe. Auch Essen fand bisher nicht statt. Wird es wirklich so weit kommen in der Zukunft? Weil Theater unnötig streng mit ihrem Publikum sind, wird es während der Vorstellung mit allergrößter Wahrscheinlichkeit keinen Ticker geben. Wir melden uns nach der Vorstellung wieder.
22:27: So, das war der Tag in der Zukunft. Theater in der Zukunft ist noch schlechter als befürchtet. Alles in allem lautet das Fazit dieses Tages: zu Besuch ganz amüsant, aber hier leben, nein danke.
Das war der Liveticker des Instituts für Alltagsforschung aus der Zukunft. Vielen Dank.