Freitag, 9. März, 8:38:
Nach unserer ersten Nacht auf der Autobahn sind wir zurück mit dem Liveticker. Die Nacht war kalt (Isolierung gehört nicht zu den großen Stärken unserer Forschungsstation), und ab 3:00 Uhr auch immer wieder ziemlich laut. Aber wir sind ja auch nicht nur zum Vergnügen hier.
Zum Frühstück gibt es 4 Rühreier von angeblich glücklichen Hühnern für mich und das Truckerfrühstück (Spiegelei, Speck, Bratwürstchen, Schinken, Käse, Brötchen, Kaffee) für Jörg. |
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9:16:
Ich denke an die neuen Formen der Straßenveredelung, von denen die Mitarbeiter der Asphaltbau und Mischwerke GmbH gestern auf dem Parkplatz gesprochen haben. |
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9:39:
Zurück auf der A3. Nun in Richtung Würzburg.
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10:50:
Geheimtipp: Ein kleiner Parkplatz an der Autobahn vor dem vermeintlichen Einkaufsparadies Wertheim Village. Vom Parkplatz aus gibt es einen Hintereingang. Außerdem bietet der Parkplatz eine fantastische Soundkulisse.*
* siehe Archiv-Objekt 25
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11:34:
Wir sind mittlerweile in der Raststätte Spessart. Ich beschließe eine Liste mit Neuerungen an deutschen Autobahnen in den letzten 10 Jahren anzulegen:
-Richtiger Café (hier von Lavazza, inkl. fragwürdiger Kreationen wie Latte Macchiato mit Haselnuss-Aroma)
-W-Lan (hier sogar die erste Stunde gratis)
-Sanifair-Luxus-Toiletten mit Einlassschleuse, die 70 Cent verlangt und einen Wert-Bon in Höhe von 50 Cent ausspuckt. Außerdem gibt es wasserlose Urinale, Werbung für Auto-Luftfilter und prostagutt ("weniger müssen müssen"), einen Kondom-Automaten mit Weckamin (für lange Nächte), künstlichen Vaginae (Travel-Pussy), Mini-Vibratoren, eine Handdesinfektionsmaschine und einen Laiendefibrillator.
Während ich über Sanifair nachdenke, belebt Jörg ein beinahe vergessenes Kunst-Genre neu: Die Autobahnmalerei. Um 12:46 verlassen wir die Raststätte Spessart |
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13:15:
Zeit für einen Mittagssnack auf dem Parkplatz Strietwald. Hier ist es vorteilhaft ruhig, wenn man auf Autobahnrastplätzen mal so ein Wort wie Ruhe verwenden möchte. Und die Toiletten sind gratis! |
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13:32:
Was Besucher von Autobahnparkplätzen tun:
- Fußmatten ausschütteln
- Scheiben mit Küchenrolle und Scheibenreiniger putzen
- Hunde an der kurzen Leines herumführen
- rauchen
- telefonieren
- belegte Brötchen essen
- Dehnübungen
- ins Gebüsch pinkeln
- Müll wegwerfen
- Becher von Thermoskannen in der Hand halten und gelegentlich daraus trinken
- ein gekochtes Ei essen und es zwischen jedem Bissen mit Salz bestreuen
- sich die Hände mit Wasser aus einer15,l Flasche waschen
einen Kanister mit Wasser füllen
- Tanzschritte üben
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13:42:
Wie gestern gibt es heute Brot, Oliven, Butter, Tomaten, Zaziki, Philadelphia. Dazu Club-Mate und Wasser. Der Wohnwagen schwankt im Rhythmus der auf der Autobahn vorbeifahrenden LKW. |
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13:59:
In wenige Minuten werden wir wieder aufbrechen, weiter die A3 Richtung Frankfurt - wir hoffen, am Frankfurter Kreuz endlich mal ordentlich im Stau zu stehen. |
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14:20:
Ein Schuh auf dem Seitenstreifen! |
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14:47:
Wir steuern die nächste Raststätte an: Medenbach. |
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15:00:
Zum dritten oder vierten mal sehen wir Leute, die Flaschen aus den Mülltonnen der Raststätten zusammensammeln. |
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15:05:
Wir verlassen die Raststätte Medenbach, machen an der nächsten Abfahrt einen U-Turn und halten wieder an der Raststätte Medenbach (die auf der anderen Seite der Autobahn, klar), um die Autobahnkirche zu besichtigen. Wir kaufen zwei Kerzen. Dann geht es über A3 und A66 Richtung Frankfurt, dann auf der A5 Richtung Norden. |
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17:52:
Mittlerweile auf der Raststätte Wetterau. Wir waren uns eigentlich sicher, dass in die Lücke neben uns nur ein LKW passen würde. Wir haben uns getäuscht - ca. 10 cm vor unserem Fenster steht jetzt ein zweiter. Zum Glück öffnet sich die Wohnwagentür zur anderen Seite. |
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18:18:
Da sich schon seit längerem wenig bis nichts ereignet, beenden wir diesen Liveticker vom Alltag auf deutschen Autobahnen jetzt.
Zum Liveticker-Feierabend ein wahres Wort von Karl Valentin: "Gott sei Dank ist die Autobahn nicht so breit wie sie lang ist." |
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